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Ein Vogel mit Geschichte und einer Warnung
Das Rebhuhn wurde vom NABU und dem LBV zum Vogel des Jahres 2026 gewählt. Mit dieser Wahl rückt ein Tier in den Fokus, das wie kaum ein anderes den dramatischen Verlust der Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft symbolisiert. Früher war das Rebhuhn in ganz Deutschland ein vertrauter Anblick auf Feldern und Wiesen. Heute steht es auf der Roten Liste. Sein Verschwinden ist ein stiller Hilferuf aus unseren Böden.
Steckbrief des Rebhuhns (Perdix perdix)
as Rebhuhn gehört zur Familie der Fasanartigen und ist mit einer Körpergröße von rund 28-32 Zentimetern etwa so groß wie eine Taube. Es fällt durch sein unauffälliges, aber fein gemustertes Gefieder auf. Die Oberseite zeigt verschiedene Brauntöne, die hervorragend zur Tarnung im Ackerland dienen, während die Brust und der Bauch grau gefärbt sind. Typisch ist der rostbraune Kopf und bei vielen Weibchen ein hufeisenförmiger, dunkler Fleck auf der Bauchmitte.
Sein Ruf ist ein kurzes, raues (kirräck), das vor allem in der Dämmerung zu hören ist. Das Rebhuhn lebt in offenen Agrarlandschaften, auf Feldern, Wiesen und Brachflächen und entlang von Feldrainen. Als Bodenbrüter baut es ein Nest gut versteckt im dichten Bewuchs. Die Nahrung besteht aus Samen, Getreiden und Kräutern, während die Küken in den ersten Lebenswochen auf eiweißreiche Insekten angewiesen sind.
Charakteristisch für das Rebhuhn ist sein scheues Verhalten. Es verlässt sich auf Tarnung, bleibt oft regungslos im Gras sitzen und fliegt erst im letzten Moment mit lautem Flügelrasseln auf. Früher war es in Deutschland weit verbreitet, heute gilt es vielerorts als stark gefährdet.

Der Rückgang. Wenn Vielfalt verschwindet
Noch vor wenigen Jahrzehnten war das Rebhuhn ein vertrauter Anblick in unseren Feldfluren. Heute ist es fast verschwunden. In vielen Regionen Deutschlands und Europas sind die Bestände um mehr als 90% eingebrochen. Ein dramatischer Rückgang, der das Rebhuhn zu einem Symbol des Artensterbens in der Agrarlandschaft macht. Wo früher zehntausende Brutpaare lebten, finden sich heute oft nur noch vereinzelte Vorkommen.
Hauptgründe für den Rückgang
Die Hauptursachen liegen in der intensiven Landwirtschaft. Riesige, strukturlose Ackerflächen ohne Hecken, Feldraine oder Brachen bieten dem Rebhuhn kaum noch Deckung und Nahrungsquellen. Der Einsatz von Pestiziden hat die Insektenbestände drastisch reduziert. Eine Katastrophe für die Küken, die in den ersten Wochen ausschließlich von Insekten leben. Hinzu kommt, dass Brachflächen, Altgrasstreifen und Blühstreifen vielerorts verschwunden sind, weil sie wirtschaftlich nicht genutzt werden. Mit ihnen verschwindet aber auch das Rückzugsgebiet für Bodenbrüter wie das Rebhuhn.
Verstärkt wird die Situation durch die Verschneidung der Landschaft. Kleine, isolierte Resthabitate verhindern den genetischen Austausch zwischen den Populationen. Auch der zunehmende Einsatz schwerer Maschinen, frühe Mahdtermine und die allgegenwärtige Störung durch Freizeitnutzung setzen den Vögeln zusätzlich zu. Ohne Deckung sind sie ausserdem Fressfeinden wie Füchsen oder Raubvögeln ausgesetzt
Symbolvogel im Wandel
Mit der Wahl zum Vogel des Jahres 2026 wollen der NABU und der LBV auf diese Missstände aufmerksam machen. Das Rebhuhn steht dabei stellvertretend für viele Arten, die unter denselben Bedingungen leiden - Feldlerche, Kiebitz oder Wachtel teilen sein gleiches Schicksal. Der Slogan "Für Felder voller Leben" soll verdeutlichen, dass es nicht nur um einen Vogel geht, sondern um den Zustand unserer gesamten Kulturlandschaft
Ein Weg zum Schutz des Rebhuhns
Damit das Rebhuhn auch eine Zukunft hat, braucht es echte Veränderungen, Mehr Blühflächen, unbewirtschaftete Feldränder, späte Mahdtermine, weniger Pestizide und eine Landwirtschaft, die Raum für Natur lässt. Projekte wie "Rebhuhn retten - Vielfalt fördern" zeigen, das es möglich ist, wenn Landwirte, Naturschutz und Politik zusammenarbeiten.
Das Rebhuhn kann nur überleben, wenn wir seine Lebensräume zurückbringen. Es ist ein Mahner, aber auch ein Hoffnungsträger. Gelingt es, den kleinen Feldvogel zu retten, gewinnen wir viel mehr zurück. Eine lebendige Agrarlandschaft, gesunde Böden, Insektenvielfalt und ein Stück ursprüngliche Natur, das fast verloren schien.




